No Save File | Teil 1
!Frohes neues – tröööööööööööt!
Hier und da knallt noch ein Böller, aber das Gröbste vom Jahreswechsel ist wohl durch.
Den ersten Beitrag des Jahres 2016 möchte ich mit einer Art Kurzgeschichte beginnen.
Ich nenne sie „Schicksalstag“.
Sascha kommt genervt nach Hause.
Jacke und Schuhe werden in die Ecke gefeuert.
Griff ins Kühlfach.
Pizza in den Ofen geballert.
Schnell duschen.
Jogger an.
Pizza auf ’nen Teller, fix geviertelt.
Ab ins Wohnzimmer.
Fernseher und Konsole an.
Erster Bissen von der Pizza.
Spiel rein und los geht’s.
Endlich den letzen Boss legen, die K/D aufbügeln oder einfach gechillt Pokémon fangen.
Auf dem Weg nach Haus hat er/sie in Gedanken schon die ersten Schritte geplant.
Aber dann „No Save File“.
Pizza fällt aufs Sofa – natürlich die belegte Seite aufs Polster – egal.
Der Blutdruck geht hoch, der Schweiß fließt.
Sascha redet sich ein, dass alles gut ist.
Spiel wird neu gestartet – hilft nicht.
Konsole wird neu gestartet – wieder nichts.
Das ganze wird ein paar Mal wiederholt.
Verzweiflung kommt auf.
Freunde werden angerufen / es wird gegoogelt.
Aus Verzweiflung wird Wut.
Aus Wut wird Frust.
Zusammenbruch.
Erstmal hinsetzen – natürlich auf das Pizzastück – aber das interessiert nicht.
Alles ist für immer verloren.
Was nun?
Neu anfangen?
Klar fängt man neu an, aber es wird nicht dasselbe sein. Es ist einfach anders. Man versucht alles wieder so zu machen wie beim ersten Mal, aber es ist nun mal das zweite Mal. Die Trauer, die Wut, die Verzweiflung … sie wird schwinden und verblassen. Doch eins wird immer bleiben, das Gefühl etwas verloren zu haben.
Jeder Gamer kennt das so oder so ähnlich. Mindestens einmal im Leben trifft es jeden.
Mich persönlich erwischt es in jeder Konsolen Generation mindestens einmal. Aber warum gehen mir nur immer meine Spielstände verloren?
Bei meinen ersten Games kannte man es nicht anders. Verlust gehörte einfach dazu. Wenn ich auf Papas C64 „Live and Let Die“ gezockt habe, wusste ich, dass bei ’nem leeren Tank Feierabend ist. Speichern, was ist das?
Man war noch so unverdorben. Jeder hat es hin genommen und Freunde die weiter gekommen sind, oder sogar das Ende kannten, wurden hart abgefeiert.
Dann kam die Zeit der Passwörter. Man spielte anders, nicht von Anfang bis Ende. Eher von Level zu Level. Mit guten Freunden wurde der Erfolg geteilt. Nicht so guten wurde nur verraten, wie der Boss aus dem nächsten Level aussieht oder heißt. Damit sie genau wissen, dass sie nicht die ersten waren und erkennen was für’n krasser Gamer man selbst ist.
Jedes Passwort wurde akribisch auf ’nem schmierigen Zettel vermerkt und zu jeder Zeit in der Hosentasche vor feindlichem / geschwisterlichem Zugriff geschützt. Das Konzept „Passwort“ war ja cool, aber es hatte auch Grenzen. Bei einigen Sidescroll Shooter konnte man beispielsweise im höheren Level starten, aber fehlten dort häufig die nötigen Power-Ups. Es war dann schwer in den Spielfluss zu kommen und die nötige Feuerpower aufzubauen.
Aber auch hier war man es gewohnt zu verlieren. Es war halt so. Immer und immer wieder wurde von vorn angefangen.
Den ersten Savegamesupergau erinnere ich bei „Super Mario World“ aufm SNES. Ich war im Wald unterwegs, mit den lustigen Wutraupen, kurz vor dem 5. Schloss. Nach einem illustren Tag draußen, der natürlich wieder von elterlicher Seite aufgezwungen war, wollte ich es endlich zum nächsten Bowsersprössling schaffen. Doch als ich das Spiel startete musste ich fast weinen. Alle drei Speicherslots waren leer. Da half alles pusten nichts. Ich konnte es nicht glauben. Verdächtige hatte ich einige, aber ohne Beweise konnte ich nichts machen. Ich startete neu und versteckte das Spiel jedes Mal, wenn ich aufhörte. Niemals wieder sollte jemand die Möglichkeit bekommen meinen Spielstand zu löschen.
Das Problem bei den Spielständen auf den Cartridges war das Kopieren. Es gab für uns damals keine Möglichkeit diese irgendwie zu sichern. Wenn das Spiel kaputt ging war auch der Spielstand futsch. Gleiches gilt für eine leere Speicherbatterie, das wohl häufigste Problem bei Sammlern und Retrofreunden. Die Batterien halten eigentlich gut durch und man kann sie im Notfall auch tauschen, aber das Savegame ist leider trotzdem irgendwann weg.
Der Twitternutzer Wanikun @UMIHARAKawase versucht diesen Umstand auszugleichen, indem er seinen NES einfach nie ausschaltet. Das verhindert in der Tat das Ausbluten der Batterie, aber wer hat schon für jedes Spiel eine eigene Konsole? (entdeckt auf IGN.com)
Das nächste Problem war der begrenzte Speicher, meistens standen nur 3 oder 4 Slots zur Verfügung. Genau dieser Fakt verursachte meinen nächsten Speicherverlust. Ich habe eins meiner N64 Games verliehen und wurde schwer gebrandmarkt als ich es wiederbekam.
Was war passiert? Meine Schwester und ich hatten je einen Slot belegt, der Rest war für Besucher vorgesehen. Nun hatte ich mein Spiel einem Freund geliehen und ihm gesagt, er darf gern den dritten und vierten Slot nutzen. Was ich nicht bedacht hatte, waren die 2 Geschwister die er hatte. Ihr wisst worauf ich hinaus will. Ich bekam mein Spiel mit 4 fremden Spielständen zurück. Die Folge war, dass ich nicht mehr mit diesem Freund redete – da fällt mir auf, ich weiß nicht mal mehr wie er heißt – und für Jahre keins meiner Babys mehr aus der Hand gab.
Das war der erste Teil meines „No Save File“-Beitrag-Duos. Ich hoffe, er hat euch gefallen und ihr lest auch demnächst die zweite Hälfte, in der es um meine Erfahrungen mit Spielständen auf Memory Cards, Festplatten, Servern und/oder Clouds gehen wird.
Was waren eure schlimmsten Erinnerungen mit Spielständen und deren Verlust?
Wie hat euch dieser Beitrag gefallen? Habt Ihr Ideen / Fragen / Kritik?
Lasst mir einen Kommentar da oder schickt mir ’ne Mail. » ichwillwas@teuteut.eu
Danke fürs Lesen und rein gehauen.